Stablecoins sind ein unverzichtbarer Anker in der volatilen Welt der Kryptowährungen. Diese digitalen Währungen verbinden die Vorteile der Blockchain-Technologie mit der Stabilität traditioneller Währungen.
Doch wie funktionieren Stablecoins und warum spielen sie eine immer wichtigere Rolle in der digitalen Finanzwelt?
Stablecoins sind Kryptowährungen, deren Wert an eine andere Währung, — meist an den US-Dollar — gebunden ist. Im Gegensatz zu Bitcoin, Ethereum und anderen Kryptowährungen soll ihr Wert durch die Anbindung (“pegging”) an eine Währung, Edelmetalle oder Kryptowährungen möglichst stabil bleiben. Der erste bedeutende Stablecoin, Tether (USDT), wurde 2014 eingeführt und läutete damit eine neue Ära im Krypto-Ökosystem ein.
Wie funktionieren Stablecoins?
Stablecoins sind Smart Contracts auf einer oder mehreren Blockchains (Ethereum, Solana, Tron usw.). Es gibt verschiedene Arten von Stablecoins, die sich in ihrer technischen Umsetzung unterscheiden:
Fiat-besicherte Stablecoins: Coins wie USDT oder USDC werden durch echte Währungsreserven oder Edelmetalle gedeckt. Für jeden ausgegebenen Coin soll theoretisch ein US-Dollar als Sicherheit hinterlegt sein.
Krypto-besicherte Stablecoins: Projekte wie DAI nutzen andere Kryptowährungen (z.B. Bitcoin, Ether) als Sicherheit, meist überbesichert, um Wertschwankungen auszugleichen.
Algorithmische Stablecoins: Diese versuchen ihre Stabilität durch automatische Anpassungen des Token-Angebots zu erreichen — ein Ansatz, der sich allerdings als riskant erwiesen hat. Das bekannteste Beispiel ist der Crash des Terra Luna-Projekts im Jahr 2022.
Wo kann man Stablecoins kaufen?
Stablecoins können an jeder Kryptobörse erworben werden. Sie ermöglichen schnelle Transfers zwischen Kryptobörsen und dienen als “digitaler Dollar” im Kryptoökosystem.
Für 100 US-Dollar oder 100 Euro erhält man den Gegenwert von 1:1 abzüglich der Transaktionskosten. Beim Rücktausch in Fiat-Geld werden Stablecoins zerstört oder verbrannt, um die Stabilität zu erhalten.
Stablecoins unterliegen den gleichen Schwankungen wie die zugrunde liegenden Fiat-Währungen. Die externe Anbindung (“Pegging”) garantiert eine geringere Volatilität als bei ungebundenen Kryptowährungen. Diese garantiert Preisstabilität und 1:1-Tauschbarkeit.
Stablecoins mit externer Anbindung werden von Technologieunternehmen herausgegeben und kontrolliert (z.B. Tether, Circle). Sie sind daher zentrale Stablecoins.
Dezentrale Stablecoins werden nicht von einer zentralen Firma oder Institution herausgegeben, sondern von einem dezentralen Netzwerk kontrolliert. Nutzer und Investoren können das Ökosystem über die Blockchain kontrollieren (z.B. MakerDAO. Der Stablecoin DAI war der erste dezentrale Stablecoin).
Der rasante Aufstieg seit 2019
Seit 2019 erleben Stablecoins ein beispielloses Wachstum. Verschiedene Faktoren haben zu dieser Entwicklung beigetragen:
- Der Aufstieg des dezentralen Finanzwesens (DeFi) hat zu einer großen Nachfrage nach stabilen digitalen Vermögenswerten geführt.
- Stablecoins werden häufig als Basis für Kreditvergabe, Handel und andere DeFi-Anwendungen verwendet.
- Technologische Fortschritte im Bereich der Smart Contract-Entwicklung und Blockchain-Infrastruktur (L2 und Oracle) machen die Nutzung einfacher und billiger.
- Durch intuitivere Wallets und Schnittstellen, vereinfachte Ein- und Auszahlungsprozesse und bessere Integration in bestehende Finanz-Apps entsteht mehr Benutzerfreundlichkeit.
Wer nutzt Stablecoins?
Die Hauptnutzer von Stablecoins lassen sich in verschiedene Gruppen einteilen:
Kryptowährungshändler und -investoren nutzen sie als “sicheren Hafen” zwischen ihren Handelsaktivitäten. Sie können schnell auf Marktbewegungen reagieren, ohne Geld auf ein Bankkonto überweisen zu müssen.
Institutionelle Akteure wie Market Maker und Kryptobörsen halten große Stablecoin-Reserven für ihre Geschäftstätigkeit.
Internationale Geschäftsleute schätzen die schnellen und kostengünstigen grenzüberschreitenden Überweisungen, insbesondere in Ländern mit instabilen Währungen.
Kleinanleger nutzen Stablecoins vor allem als Zwischenlösung beim Handel mit anderen Kryptowährungen, wobei die Nachfrage in Ländern mit hoher Inflation steigt (z.B. Argentinien, Türkei). In solchen Ländern schätzen die Anleger Stablecoins als Inflationsschutz.
Aktuelles Handelsvolumen und Marktbedeutung
Das tägliche Handelsvolumen von Stablecoins beläuft sich auf beachtliche 50-100 Milliarden USD, wobei Tether (USDT) mit etwa 70% den Löwenanteil ausmacht. Im Vergleich zu traditionellen Finanzsystemen zeigt sich die wachsende, aber noch begrenzte Bedeutung:
- Das SWIFT-System verarbeitet täglich 5-7 Billionen USD.
- Kreditkartennetzwerke wie Visa und Mastercard kommen auf 30-35 Milliarden USD.
- Das US-amerikanische ACH-System (elektronisches Netz für die Abwicklung von Transaktionen, meist Kleinbeträge) bewegt sich etwa 240 Milliarden USD täglich.
Stablecoins machen damit etwa 1-2% des SWIFT-Volumens aus, erreichen aber bereits ähnliche Größenordnungen wie das globale Kreditkartengeschäft.
Bemerkenswert sind dabei die operativen Vorteile:
- Transaktionszeiten von wenigen Minuten statt Tagen
- Deutlich niedrigere Gebühren (unter 1% gegenüber 3-5% bei traditionellen Systemen)
- Durchgehende Verfügbarkeit (24/7)
Die Verteilung nach Transaktionsgrößen zeigt deutlich, dass die institutionellen Anleger und Market Maker noch den größten Anteil bei den Stablecoins ausmachen:
- Großtransaktionen (> $100.000): ca. 65% des Volumens
- Mittlere Transaktionen ($10.000-100.000): ca. 25% des Volumens
- Kleintransaktionen (< $10.000): ca. 10% des Volumens
Integration in das traditionelle Finanzsystem
Die Integration von Stablecoins in das traditionelle Finanzsystem (TradFi) schreitet auf verschiedenen Ebenen voran:
Banken und Zahlungsdienstleister
Große Player wie PayPal haben bereits eigene Stablecoins eingeführt (PYUSD). Visa und Mastercard entwickeln Stablecoin-basierte Zahlungssysteme, während erste Banken Verwahrungsdienste anbieten. Die Entstehung spezialisierter “Stablecoin-Banken” steht noch am Anfang:
- Circle (USDC) operiert mit einer “National Trust Bank Charter”
- Paxos nutzt eine “Limited Purpose Trust Charter” in New York
- Die japanische GMO-Aozora Bank testet eigene Stablecoin-Lösungen
Unternehmensanwendungen
Stablecoins werden aufgrund ihres enormen Potenzials zur Modernisierung und Effizienzsteigerung in vielen Bereichen gerade bei internationalen Unternehmen immer relevanter.
Grenzüberschreitender Zahlungsverkehr: Stablecoins ermöglichen schnellere Transaktionen ohne Wartezeiten. Dadurch können Kosten gespart werden, was wiederum die Planungssicherheit erhöht.
Transparenz und Kontrolle über die globale Liquidität: Unternehmen können ihre Kontostände in Echtzeit einsehen und Gelder verschieben. Das Problem des “trapped cash” wird reduziert.
Automatisierte Abrechnungssysteme: Smart Contracts ermöglichen programmierbare Zahlungen, die automatisch ausgeführt werden, sobald die Bedingungen erfüllt sind. Dabei werden Geschäftsregeln direkt in die Zahlungsprozesse integriert. Die Effizienz der Prozesse wird durch den Abgleich von Rechnungen und die Verknüpfung von Lieferung und Zahlung erhöht. Clearing und Settlement erfolgen in Echtzeit.
Rechtliche und regulatorische Herausforderungen
Der Aufstieg der Stablecoins bringt auch Herausforderungen für die staatlichen Regulierungsbehörden mit sich, weil dadurch eine Geldwirtschaft im Bereich der Fiat-Währungen ohne den Einfluss von Zentralbanken entstanden ist. Deshalb äußern Regulierungsbehörden und Regierungen weltweit Bedenken in Bezug auf:
- Risiken für die Finanzstabilität bei weiterem Wachstum
- Verbraucherschutz und Fragen der Einlagensicherung
- Möglichen Missbrauch für Geldwäsche und illegale Aktivitäten
- Transparenz der Deckungsreserven der Emittenten
Die EU hat mit der MiCA-Verordnung einen Regulierungsrahmen geschaffen, während andere Länder noch an entsprechenden Vorschriften arbeiten.
Fazit
Stablecoins sind dabei das traditionelle Finanzsystem durch technologische Innovation grundlegend zu verändern.
Die wichtigsten Faktoren sind die operativen Vorteile der Blockchain-Technologie:
- Beschleunigung des internationalen Geldtransfers (24/7)
- Reduktion der Transaktionskosten
- Vereinfachung von Transaktionen
- Alternative Zahlungsmethode außerhalb traditioneller Bankensysteme
In der nahen Zukunft wird eine der größten Herausforderungen die Etablierung klarer rechtlicher Rahmenbedingungen sein, insbesondere für Stablecoin-Emittenten und -Verwahrer.
Die größten Auswirkungen zeigen Stablecoins bisher in Entwicklungs- und Schwellenländern mit instabilen Währungen, wo sie eine wichtige Finanzalternative darstellen.
Stablecoins sind sowohl für Anleger als auch für Unternehmen relevant, aber aus unterschiedlichen Gründen. Institutionelle Anleger und Unternehmen haben oft umfassendere Nutzungsszenarien als Privatpersonen.
Stablecoins werden auch in Zukunft eine zentrale Rolle im Krypto-Ökosystem spielen – sei es als Brückenwährung, Zahlungsmittel oder Grundbaustein für innovative Finanzdienstleistungen.